Wien: Doppelbestrafung Meldegesetz und Covid19-Maßnahmen / Double punishment – Registration law and Covid19 measures

(deutschsprachige Version weiter unten)

Repeatedly, people are harassed for Covid19 measures and additionally punished for alleged non-compliance with the registration law. The following report about police harassment also provides information about the registration law – know and use your rights!

<<My friend N. was staying in Spain at the time of the announcement of the first measures. She immediately booked a flight home, and for the time of the state of emergency we planned on staying together in my apartment. She was not yet registered at my place, because nobody knew how long the situation would last. The following legal basis undermines our acting in accordance with the law:

§2 Abs 3 Z1 Meldegesetz: If they are already registered elsewhere according to the provisions of this federal law, people who are not granted free accommodation in an apartment for longer than two months are not to be registered;>>

A couple of days later, while on a walk, the two were harassed by the police in connection with Corona measures and punished for an alleged reporting offence:

<<In the morning of 4 April my friend and I lingered close to each other along the nature trail towards exit Lainzer Tor. A cop stopped us and asked for my ID, so I showed them my driving licence. Two more cops joined them. One of them was quite unfriendly, although my friend and I showed absolute cooperation. They asked if we would live together and we explained our situation. Then they asked us for our registration address. Since she had not yet – as mentioned above – due to the uncertain developments registered residence at my adress, the cops accused us of reporting an administrative infringement. She should have registered ad my adress within 3 days. By the way, we offered to register the next day. Furthermore they wanted to press charges because of the missing 1.5 m distance – as we did not legally live in the same household. So we were additionally charged with a misdemeanour according to the Covid-19 regulations.

After our data had been collected we were left perplexed. We couldn’t believe what had just happened. After all both of us were eager to keep all measures to prevent infection. I consider them totally important. And now we were punished so unlawfully?

Just before we arrived at the car, I wanted to know if we would definitely get a report. When I returned to the scene, the three officers were already busy with other people: A mother and her daughter. The story was similar to ours. The daughter had moved from her flat share to her mother’s house temporarily, in order to stay there during the state of emergency, but without seeing the necessity to register there. They were also accused of commiting an offense regarding registration law together with with a Covid-19 administrative infringement.>>

Don’t forget: You were fined for violating the Covid-19 Measures? Don’t pay, object. Here you can find a guide to dealing with fines in Austria here (in german).

The coview watchgroup documents and publishes your experiences and observations. We supplement with current information on regulatory policies, with mini-analyses on the police as an actor of nationalist policies, with information on the expulsion or imprisonment of people affected by poverty or without papers. And we make scope for action visible by sharing solidary interventions and approaches that are concerned with security for all, not the security of a nationally conceived minority.

Write us your observations and reports here or post under the following three hashtags: #coview #watchgroup #covid19

 

Wien: Doppelbestrafung Covid19-Maßnahmen und Meldegesetz

Immer wieder kommt es vor, dass Leute wegen Covid19-Maßnahmen schikaniert und zusätzlich wegen angeblicher Nichteinhaltung des Meldegesetzes bestraft werden. Im Folgenden ein Bericht einer Polizeischikane, der auch Info zum Meldegesetz liefert – know and use your rights!

<<Meine Freundin N. hielt sich zur Zeit der Verkündung der ersten Maßnahmen in Spanien auf. Sie buchte sofort einen Heimflug, und für die Zeit des Ausnahmezustands wollten wir zusammen in meiner Wohnung leben. Gemeldet war meine Freundin damals noch nicht bei mir, da ja niemand wusste, wie lange die Situation andauern würde. Folgende Gesetzesgrundlage spricht für unser rechtskonformes Handeln:

§2 Abs 3 Z1 Meldegesetz: Sofern sie nach den Bestimmungen dieses Bundesgesetzes schon anderswo gemeldet sind, sind Menschen nicht zu melden, denen in einer Wohnung nicht länger als zwei Monate unentgeltlich Unterkunft gewährt wird;>>

Kurze Zeit später wurden die beiden auf einem Spaziergang von der Polizei in Zusammenhang mit Corona-Maßnahmen schikaniert und wegen eines angeblichen Meldevergehens bestraft:

<<Am 4. April waren meine Freundin und ich im Lainzer Tiergarten spazieren. Wir gingen eng nebeneinander den Naturlehrpfad entlang Richtung Ausgang Lainzer Tor. Ein Polizist stoppte uns und führte eine Personenkontrolle durch, also wies ich mich mit meinem Führerschein aus. Es kamen zwei weitere Beamte hinzu. Einer von ihnen war ziemlich unfreundlich, obwohl meine Freundin und ich sehr darauf bedacht waren, von unserer Seite absolute Kooperation zu zeigen. Nachdem ich gefragt wurde, ob wir zusammen wohnen würden, erklärten wir unsere Situation. Daraufhin kam die Frage nach ihrer Meldeadresse. Da sie – wie oben erwähnt – aufgrund der unsicheren Entwicklungen weder ihren Haupt- noch ihren Nebenwohnsitz bei mir gemeldet hatte, wurde uns prompt ein Meldevergehen vorgeworfen. Sie hätte sich binnen 3 Tagen in meiner Wohnung melden müssen. Wir boten übrigens an, das am nächsten Tag nachzuholen. Außerdem sollten wir wegen dem fehlenden 1,5 m Abstand angezeigt werden – weil wir ja gesetzlich nicht im selben Haushalt lebten. Somit wurde uns zusätzlich ein Vergehen nach den Covid-19 Bestimmungen zulasten gelegt.

Nachdem unsere Daten aufgenommen worden waren, blieben wir perplex zurück. Wir konnten nicht glauben, was gerade passiert war, immerhin waren wir beide von Anfang an bemüht, uns an sämtliche Maßnahmen zur Ansteckungsverhinderung zu halten. Ich empfand diese als total sinnvoll und wichtig. Und nun wurden wir so unrechtmäßig gestraft?

Kurz bevor wir beim Auto waren, wollte ich nun doch wissen ob wir definitiv eine Anzeige bekommen würden. Als ich wieder am Ort des Geschehens zurück war, waren die drei Beamten schon mit den nächsten Leuten beschäftigt: Eine Mutter mit ihrer Tochter. Es handelte sich um eine ähnliche Geschichte wie unsere. Die Tochter zog aus ihrer WG vorübergehend zu ihrer Mutter, um dort den Ausnahmezustand zu verbringen, ohne aber die Notwendigkeit zu sehen, sich dort auch zu melden. Ihnen wurde genauso ein Meldevergehen in Zusammenhang mit einer Covid-19 Verwaltungsübertretung vorgeworfen.>>

Ihr wisst ja: Strafe wegen Covid19-Maßnahmen? Nicht zahlen, Einspruch einlegen! Hier findet ihr Infos dazu, die sich auf die Gesetzeslage in Österreich bezieht.

Die coview watchgroup dokumentiert und veröffentlicht eure Erlebnisse und Beobachtungen. Wir ergänzen mit aktuellen Infos zu Ordnungspolitiken, mit Mini-Analysen zur Polizei als Akteurin nationalistischer Politiken, mit Infos zur Vertreibung oder Einsperrung von Leuten, die von Armut betroffen sind oder keine Papiere haben. Und wir machen Handlungsspielräume sichtbar, indem wir solidarische Interventionen und Ansätze teilen, denen es um Sicherheit für alle geht, nicht um Sicherheit einer national gedachten Minderheit.

Schreibt uns eure Beobachtungen und Berichte hier https://coview.info/watchgroup/ oder postet unter den folgenden drei hashtags: #coview #watchgroup #covid19